Stadtlärm und Stadtplanung – Ein Interview mit Dipl.-Ingenieur Christian Popp

Am 28.11. findet die vorerst letzte „Geht’s noch?!“ – Veranstaltung zum Thema „Stadtplanung“ statt. Stadtplanung ist ein weites Feld und beschäftigt sich nicht nur mit der Entwicklung von urbanen Flächen, sondern auch mit den räumlichen und sozialen Strukturen einer Stadt. Ein grundlegender Aspekt der Arbeit als Stadtplaner ist es, eine Balance zwischen öffentlichen und privaten Belangen zu finden, um so das Konfliktpotenzial des gemeinsamen Lebens zu minimieren.

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Die Lokalforschung sprach mit Christian Popp, Diplom-Ingenieur  im Hamburger Büro „Lärmkontor

Lokalforschung (LF): Herr Popp, welchen Stellenwert hat das Thema Schall und Lärm in der modernen Stadtplanung?

Christian Popp (CP): Das Thema „Lärm“ hat einen immer höheren Stellenwert in der Stadt- aber auch in der Verkehrsplanung. Die Ursachen hierfür sind vielfältig. Einerseits machen wir Menschen immer mehr Dinge mit Hilfe von Motorkraft – wie etwa die Fortbewegung mit Pkw, Motorrädern, Bussen, der Bahn und mit Flugzeugen oder aber auch das Laubsaugen. Hinzu kommt, dass immer mehr Orte – insbesondere Bars, Restaurants oder Hotels mit Musik bespielt werden, die man mögen kann oder auch nicht. Andererseits wollen wieder mehr Leute in die Stadt, wo die Grundstücke immer knapper werden – insbesondere die ruhigen. Das erfordert zunehmend häufiger anstrengende Balanceakte zur Abwägung städtebaulicher, wohnungswirtschaftlicher und immissionsschutzrechtlicher Belange.

LF: Welche Probleme stellen sich im urbanen Raum – gerade in Bezug auf ein kulturell vielfältiges Tag- und Nachtleben?
Berlin ist eine Stadt mit vielen Altbauten, die den Charme vieler Lokale und Veranstaltungsorte ausmachen. Wie kann man da als Stadtplaner anknüpfen an alte Baukonzepte, um ein aktives Nachtleben auf der einen, und ein Ruhebedürfnis auf der anderen Seite miteinander zu verknüpfen?

C.P.: Den „urbanen Raum“ macht oft das Neben- oder auch Gegeneinander von lärmerzeugenden und unter Lärm leidenden Menschen und Nutzungen aus. Allerdings ist es so, dass viele innerstädtische Neubauten – ob dem Wohnen oder der gewerblichen Nutzung gewidmet – großflächige glatte, meist aius Glas bestehende Fassaden aufweisen. Eine so aufgebaute Stadtstruktur verstärkt Geräusche durch Reflexion und leitet sie so auch in Hinterhöfe, die vorher relativ leise waren. Aber auch Wohngebäude mit Innenhöfen werden immer mehr zu einer Quelle der Nachbarschaftsbeschwerden. Denn auch diese Höfe sind meist schallhart, weil niemand mehr gewillt ist, Rasen zu mähen oder Pflanzen zu pflegen. So hört man hier zwar nicht den Lärm der Welt, aber jedes nachbarliche Tun und Reden oder Musizieren.

LF: Ist Bürgerbeteiligung bzw. die Kommunikation unter Bürgern ein Thema im Bereich Stadtplanung und wenn ja, inwiefern wird das in Konzepten aufgegriffen?

C.P.: Die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger im Rahmen von Planungsprozessen ist gesetzlich vorgeschrieben. Es kommt wie bei allem aber sehr darauf an, wie diese Beteiligung erfolgt und wie ehrlich sie gemeint ist.

LF.: Abschließend: Was würden Sie dem modernen Stadtbewohner in punkto Schallschutz und Bürgerbeteiligung gerne mit auf den Weg geben?

C.P.: Informieren Sie sich über Planungsabsichten der Stadt in Ihrem Wohnumfeld.
Schauen Sie sich genau an, wohin Sie umziehen – oder wer in ihre Nachbarschaft kommt.Wenn dennoch Konflikte entstehen:  Erst reden, bevor man klagt!

LF.: Vielen Dank für das Interview.

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